Description

  

Begrüßung und Hinführung (30 sek)) 

Liebe Hörerinnen und Hörer,

Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Mit diesem altkirchlichen Gruß heiße ich Sie herzlich willkommen zu unserer Radioandacht am Ostermontag. 

Wie gelingt es, sich trotz der Allgegenwart von Tod und Leid die Hoffnung auf den Sieg des Lebens nicht nehmen zu lassen?

Darüber möchte ich heute mit Ihnen nachdenken.

Psalmgebet (57 Sek) 

Loben wir Gott mit Worten des 118. Psalms:

Man singt mit Freuden vom Sieg / in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg! 16 Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg! 17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen. 18 Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis. 19 Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem HERRN danke. 20 Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dort einziehen. 21 Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen. 22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. 23 Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. 24 Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Halleluja!

2) Musik/ Interlude: (1min24)

Gelobt sei Gott im höchsten Thron - YouTube

Ansprache (6min 20)

Das Osterevangelium steht bei Markus im 16. Kapitel:

Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen.

Liebe Gemeinde!

Der Grabbesuch dieser Frauen findet ein jähes Ende. Sie ergreifen in hellem Entsetzen die Flucht. 

Vor zwei Tagen hatten sie ihn beerdigt. Nun wollten sie ihn salben und dadurch noch einmal die Ehre erweisen, um ihn danach loslassen zu können. 

Das Kapitel Jesus ist zu Ende, meinen sie. Sie akzeptieren alles, sogar den Tod. Doch selbst das bringt keine Beruhigung. 

Er ist auferstanden, er ist nicht hier, sagt der Engel, siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Die Frauen sind völlig verstört. Damit hatten sich nicht gerechnet.

Das leer Grab: Es ist weder eine Katastrophe noch eine tolle Sensation noch ein Beweis. Die Botschaft der Grabesgeschichte richtet sich direkt an uns: „Habt keine Angst! Er lebt und geht euch voraus. Der für euch starb, will mit euch leben!“

Ich möchte Ihnen von Frau Bauer erzählen. Sie lebte allein in der Nähe des Münchner Ostfriedhofs und ging dort gern spazieren. Jedesmal, wenn sie über den Friedhof ging, malte sie sich ihre eigene Beerdigung aus und erfreute sich daran, wie feierlich alles ablaufen würde. Sogar ein Grab – ungepflegt, aber idyllisch überwuchert – hatte sie sich schon ausgesucht.

Eines Vormittags kam sie wieder an „ihrem“ Grab vorbei. Sie merkte schon aus der Entfernung, dass etwas nicht stimmte. Die Grabplatte war beiseite geräumt, und als sie näher kam, stand da ein Mann mit Schaufel in der ausgehobenen Grube. „Hallo– was machen Sie da in meinem Grab?“ – rief Frau Bauer. „Wieso Ihr Grab?, gab der Mann verwundert zurück. „Ja – kriegt das jetzt ein anderer?“, fragte Frau Bauer vorsichtig. – „Nein, das kriegt keiner. Das wird weggemacht. Da soll eine Verzweigung für die Wasserleitung hin.“ – „Aber da will ich doch rein!“ presste Frau Bauer heraus und machte einen Schritt auf den Rand zu. Erschrocken hob der Mann im Grab seine Schaufel: „Meine Güte, Sie sind ja ganz versessen aufs Totsein. Schaun Sie lieber, dass Sie weiterkommen, damit Sie noch was abkriegen vom Leben!“ Frau Bauer nahm verstört Reißaus und verließ hastig den Friedhof. 

Sie ist dort nicht mehr spazieren gegangen.

Ja, liebe Gemeinde, so ist Ostern, Ostern heute. 

Ostern ist, wenn wir aus unserem Grab gescheucht werden. Und das heißt, wenn wir verjagt werden aus unseren Kompromissen und Übereinkünften mit dem Tod; wenn wir gekränkt werden in unserer Todesverliebtheit. Die, die uns aus unserem Grab scheuchen, das sind Gottes wahre Engel. 

Es ist traurig, wenn alte Menschen freiwillig ins Grab wollen, nur um niemandem zur Last zu fallen, oder weil es ihnen peinlich ist, dass ihre Pflege das ganze Erbe der Kinder verschlingt. In all diesen Strukturen regiert der Tod. 

Sonst tabuisieren wir den Tod ja gerne. Aber in einer Hinsicht ist er beliebt: Man kann mit ihm im wahrsten Sinn des Wortes rechnen: „Wenn ich sterbe, dann läuft das mit der Bestattung so und das mit dem Häuschen so. Und das Erbe teile ich folgendermaßen auf…“ 

In solche Todesberechnungen kommt Gott hinein wie der Friedhofsmitarbeiter bei Frau Bauer und sagt: „Raus da! Es ist Ostern! Du nistest am falschen Platz! Ab ins Leben mit dir!“ 

Das ist gar nicht so einfach, weil das Leben nicht sicher und nicht berechenbar ist. Das Leben ist zwar in vielem schöner als der Tod, aber es ist auch komplizierter. Deshalb kommt der Tod uns mitunter süßer und anziehender vor – gar als Erlösung. 

Dabei sind wir nur durch den Einen erlöst, der als erster sein Grab geräumt hat. Gott hat seinen Sohn als Erstling unter denen, die entschlafen sind, aus dem Tod geholt und ihn nach Galiläa geschickt, also dahin, wo er auch vorher mit seinen Jüngerinnen und Jüngern unterwegs war. 

Deshalb, liebe Gemeinde, dürfen Sie gewiss sein: Wohin auch immer Sie gehen, wo auch immer Sie gerade sind: Der Auferstandene ist schon da. Er will Ihr Leben, Ihre ganz normale Zeit be-Leben mit der Kraft der Liebe, der Wahrheit und der Versöhnung.

Nun denken Sie zu Recht: Aber Ostern verhindert trotzdem nicht, dass jeder und jede sterben muss. – Ja, das stimmt! Aber Ostern verhindert, dass der Tod das letzte Wort hat, dass er die letzte Macht unseres Lebens ist, dass er zuletzt lacht. 

Christus, der Auferstandene, hat ihn für uns überwunden. Deshalb ist Ostern nicht nur die Sache Jesu. Ostern ist auch nicht nur die Hoffnung der Toten, das beides natürlich auch. Aber in erster Linie ist Ostern dies: unsere Umkehr aus Finsternis und Tod ins Leben; ins Leben hier und ins Leben dort in Ewigkeit.

Amen.

3)Musik/ Interlude: (2min 19) 

Otto Heinermann: Auf, auf, mein Herz, mit Freuden - YouTube

Gebet mit Vaterunser (58 sek) 

Beten wir:

Unser Gott,

du rufst uns mit Jesus aus dem Tod ins Leben.

Wir bitten dich:

Lass uns nicht in dunkler Nacht bleiben.

Schenke uns wieder Hoffnung,

Inmitten von Tod und lähmenden Zweifeln

schenke uns Hoffnung auf Leben und auf Freude in dir.

Das bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn, 

der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in alle Ewigkeit.

Amen. 

Gemeinsam beten wir mit den Worten Jesu:

Vater unser im Himmel, Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen (40 sek)

Empfangt den Segen unseres Gottes:

Gott segne euch mit der Gewissheit,

dass der Stein vom Grab aufgehoben

und der Weg ins Leben gebahnt ist.

Gott umhülle euch mit seinem Segen

und begleite euch 

aus der Dunkelheit in sein Licht,

aus dem Tod in sein neues Leben.

Gottes Friede beschütze euch,

seine Liebe beflügle euch,

seine Freude rühre euch an,

denn Christus ist auferstanden.

So segne euch 

Der gütige und barmherzige Gott,

Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Amen.